Häufig gestellte Fragen

 


Wir möchten Ihnen hier die Möglichkeit geben, Ihr Wissen oder Ihre (Vor-)Urteile gegenüber Papier auf Richtigkeit zu überprüfen bzw. Verständnisfragen zu klären.

 

Was sind Frischfaser- und Recycling-Papier?

Von Primärfaser- oder Frischfaser-Papier spricht man, wenn der für die Papierherstellung verwendete Zellstoff direkt aus dem pflanzlichen Ausgangsmaterial (meistens Holz) gewonnen wurde. Sekundärfaser- oder Recycling-Papier besteht aus einem Fasermaterial, das zuvor mindestens einmal in anderen Papier- oder Kartonprodukten eingesetzt war, das also aus Altpapier und/oder -karton besteht.

 

Was ist "holzfreies" Papier?

Wer glaubt, "holzfreies" Papier sei nicht aus Bäumen hergestellt, der ist auf dem Holzweg. Die Zellulosefasern, die das Papier bilden, sind im Holz durch feste, braun-gelbe Holzstoffe (Lignin und Hemizellulose) fest miteinander verbunden und müssen zunächst durch langes Kochen in chemikalienhaltiger Kochflüssigkeit voneinander getrennt werden. Für Papier, das frei von diesen Holzstoffen ist, hat sich die Bezeichnung "holzfrei" eingebürgert. Dieser Begriff ist stark irreführend, da er Naturverträglichkeit suggeriert. Kein Papier beansprucht für seine Herstellung mehr Holz als "holzfreies" Papier. Nahezu jedes Schreib- und Druckpapier ist heute frei von Holzstoffen, also "holzfrei". Eine Ausnahme bilden z.B. Bierdeckel und Eierkartons. Sie sind aus sogenanntem Holzschliff hergestellt, für den das Holz zu feinem Pulver geschliffen wird. Diese Papiere sind brüchig, dick, trotzdem leicht und haben eine hohe Saugkraft.

 

Wieso gehen Geldscheine nicht kaputt, wenn sie einmal nass werden?

Geldscheine werden - wie sämtliches Papier zu früheren Zeiten - aus Textilien, also Baumwoll- und Leinen-Lumpen, hergestellt. Baumwoll- und Leinenfasern sind wesentlich länger und reißfester als Holzfasern, was den Geldscheinen ihre Flexibilität und Festigkeit verleiht.

 

Wie werden Butterbrot-, Pergamin- und Blumenpapier hergestellt?

Bei der Herstellung dieser "nassfesten" Papiersorten wird die Papierbahn mehrmals zwischen Walzen mit extrem hohem Druck hindurchgeführt, wodurch sie ihre Transparenz und Festigkeit erhalten. Für diesen Vorgang sind keine weiteren Stoff-Zusätze nötig.

 

Welche Papiere gehören nicht in die Altpapiersammlung?

Nassfeste Papiere wie Butterbrotpapier sollten nicht ins Altpapier gegeben werden, da sie sich nur schwer zu Faserbrei auflösen lassen. Problematisch für das Papierrecycling sind außerdem die Gummierungen selbst klebender Briefumschläge. Sie bilden im Faserbrei sogenannte "Stickies" in der Papiermaschine - also Leimklumpen. Diese Stickies können im schlimmsten Fall die Papierbahn zum Reißen oder die Papiermaschine zum Stehen bringen. Soweit möglich sollten mit dem Papier verbundene Plastikteile oder -folien vor der Entsorgung abgetrennt werden. Ferner haben Thermopapiere und selbstdurchschreibende Papiere (z.B. Quittungsblöcke) nichts im Altpapier zu suchen, da sie giftige Chemikalien enthalten. Ebenso gehört stark verschmutztes Papier in den Restmüll und nicht zum Altpapier. Auch die folgenden Papier- und Karton-Materialien gehören nicht in die Blaue Tonne: Tapeten, Getränkekartons, Wachs-, Paraffin-, Bitumen- und Ölpapiere bzw. -pappen, Kohlepapiere, Kunststoff-, Zellstoff-, Metallfolien-, oberflächen- und zwischenbeschichtete Papiere und Pappen, mit Kunststofflacken oder -folien hergestellte Lack-, Glacé- und Chromopapiere und -pappen, Lochkarten mit Magnetstreifen.

 

Welche Vorteile hat Recyclingpapier?

Recyclingpapier mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" des Umweltbundesamtes ist besonders umweltfreundlich, da es zu einem großen Teil aus gemischten Altpapiersammlungen besteht und harte Auflagen zur Schadstoffemission und Gewässerbelastung sowie zum Energie- Wasser- und Chemikalienverbrauch einhalten muss (Umweltschutzpapier im Vergleich zu Frischfaser-Hochglanzpapier: 0,6 % des Wassers, 22,5 % der Energie und 0 % Chemikalien). Außerdem vermindern die Herstellung und der Einsatz von Recyclingpapier die Abfallberge. Der größte Vorteil des Recyclingpapiers liegt beim Naturschutz, da für Frischfaserpapier weltweit in zunehmendem Tempo die letzten Naturwälder gerodet werden und minderwertige Billigpapiere aus Raubbau den Weltmarkt überschwemmen. Für Recyclingpapier muss hingegen kein Baum gefällt werden. Zudem ist Recyclingpapier gesundheitlich unbedenklicher als Frischfaserpapier, weil es weniger Chemikalien enthält.

 

Gibt es qualitative Unterschiede zwischen Frischfaser- und Recyclingpapier?

Die Qualität moderner Recyclingpapier-Produkte steht der von Frischfaserpapier in nichts mehr nach. Recyclingpapier mit dem Umweltzeichen "Blauer Engel" erfüllt alle Anforderungen, die an ein modernes Papier gestellt werden. Es funktioniert reibungslos auf allen gängigen Bürogeräten und eignet sich auch für anspruchsvolle Druckverfahren. Es erfüllt die deutschen Industrie-Normen für Kopierpapier und bei entsprechender Lagerung höchste Ansprüche an die Alterungsbeständigkeit. Auch bei Radierfestigkeit und Fixierung wurden Recyclingpapier von unabhängigen Prüfinstituten beste Werte bescheinigt.

 

Ist Recyclingpapier immer grau?

Nein. Recyclingpapier gibt es in allen Grau- und Weißtönen. Das hellste Recyclingpapier ist von Frischfaserpapier nicht mehr zu unterscheiden. Um weißes Recyclingpapier herzustellen, werden entweder helle Altpapiere ausgelesen, oder der Papierbrei wird einem verstärkten "Deinking" unterzogen. Beim Deinking werden Farben, Lacke und Druckerschwärze mit einer Art Spülmittel (Detergenz) ausgespült und abgeschöpft. Zurück bleiben die weißen Fasern. Eine weniger umweltfreundliche Möglichkeit ist, das Recyclingpapier zu bleichen. Dies geschieht in Deutschland aber nur in Einzelfällen.

 

Warum wählt man nicht einfach immer das weiße Altpapier aus und stellt daraus weißes Recyclingpapier her?

Dies wird in begrenztem Umfang getan. Aber weiße Altpapiersorten machen nur 7% der Altpapiersammlung aus. Will man also verstärkt hochweißes Recyclingpapier herstellen, müsste man zusätzlich entsprechendes Altpapier importieren. Eine hochwertige Verwertung des restlichen Altpapiers würde dann blockiert, es müsste verbrannt werden. Also: Nur so weiß wie nötig, sonst wird die Umwelt unnötig belastet. Recyclingpapier mit 60er Weiße reicht für die meisten Zwecke vollkommen aus und ist noch dazu das preiswerteste Papier überhaupt.

 

Was ist "Umweltschutzpapier"?

Die mit Abstand beste Umweltbilanz hat das sogenannte "Umweltschutzpapier". Es ist Recyclingpapier, das ausschließlich aus sogenannten "unteren Sorten", also gemischten Haushaltsabfällen, hergestellt wird und bei dessen Herstellung gänzlich auf Entfärbung oder Bleichung, also auf jeglichen Chemikalien-Zusatz, verzichtet wird. Füll- und Leimstoffe natürlicher Herkunft sind erlaubt. Um sich "Umweltschutzpapier" zu nennen, darf für die Herstellung des Produkts eine bestimmte, sehr niedrige Wassermenge nicht überschritten werden. Für Umweltschutzpapier existiert leider kein allgemein gültiges Siegel. Die ersten Firmen, die Umweltschutzpapier herstellten, verwendeten dafür eigene Bezeichnungen wie Ökopa oder vup.

 

Wird die Qualität des Papiers immer schlechter, wenn man es öfter wiederverwertet?

Von Verwertung zu Verwertung werden die Papierfasern kürzer, das Papier also weniger reißfest. Ein nennenswerter Qualitätsverlust titt jedoch erst nach etwa 6 Verwertungszyklen ein. Davon sind wir in Deutschland noch weit entfernt. Denn der Anteil von Frischfaserpapier in den Altpapier-Sammlungen ist nach wie vor sehr groß und steigt seit Jahren sogar wieder stark an. Im Durchschnitt sind unsere Recyclingpapiere nur zweimal recycelt. Für die nächsten Jahrzehnte ist also keine nennenswerte Verschlechterung der Recyclingpapier-Qualität zu befürchten.

 

Wird nicht schon genug Altpapier eingesetzt? Viel mehr gibt es doch gar nicht?

Zwischen 80 und 90 % des Papiers im Umlauf kann nach Gebrauch für die Wiederverwendung eingesammelt werden. In Deutschland hergestellte Papiere haben bislang eine Altpapiereinsatzquote von 65%. Das ist zwar hoch, zeigt aber, dass noch ausreichend Altpapier als Rohstoff zur Verfügung steht. Viel niedriger als der Prozentsatz des in Deutschland hergestellten Recyclingpapiers sind dessen Verbrauchsraten, d.h., ein großer Teil des Recyclingpapiers wird nicht in Deutschland verbraucht, sondern exportiert. Im Gegenzug importiert Deutschland massenweise umwelt- und gesundheitsschädliche Frischfaserpapiere aus aller Welt. Der Altpapiereinsatz an sich ist also kein Maßstab für unsere Umweltfreundlichkeit.

 

Schadet die Verwendung von Recyclingpapier dem (Firmen-)Image?

Die meisten Menschen reagieren inzwischen sehr positiv auf Publikationen aus Recyclingpapier und messen nicht zuletzt daran die gesellschaftliche Verantwortungsbereitschaft eines Unternehmens. So kann die ökologische Vorreiterrolle einer Firma zu einem Imagegewinn führen. Auch im Bezug auf Werbezettel und -broschüren greifen die Vorbehalte gegenüber Recyclingpapier ins Leere: Modernes Recyclingpapier wird für diesen Zweck mit umweltfreundlichem Weißlack so gestrichen, dass es die gleichen Hochglanz-Eigenschaften wie gestrichenes Frischfaserpapier erreicht und im Endprodukt nicht mehr von diesem zu unterscheiden ist. In einer Studie des Bundesverbandes für Umweltberatung beurteilten alle befragten Unternehmen, die zwischen 90 und 100 % Recyclingpapier verwenden, die Bildqualität bei Kopien und Drucken als sehr gut.

 

Gibt es Recyclingpapiere, die für Urkunden, Zeugnisse und Broschüren verwendet werden können?

Grundsätzlich sind Recyclingpapiere, die die Kriterien des "Blauen Engels" erfüllen, auch für die Erstellung von Zeugnissen und Urkunden geeignet. Bei derartigen Dokumenten kommt es auf die Empfindungen des Konsumenten an. Häufig wird assoziiert, je weißer und strahlender das Papier, desto hochwertiger der Inhalt und desto bedeutender das Dokument. Dieser Haltung wird inzwischen seitens der Industrie damit begegnet, hochweiße, gestrichene und dicke Recyclingpapiere anzubieten, die sich optisch nicht mehr von ihren Frischfaser-Pendants unterscheiden. Die glänzende und weiße Oberfläche wird hierbei oft mit Hilfsmitteln wie Kaolin, Kreide, Stärke und Leim sowie durch höheren Pressdruck bei der Herstellung erreicht. Für die weiße Qualität ist es auch bei Blaue Engel-Produkten begrenzt möglich, eine gewisse Auswahl im Weißegrad des für die Herstellung verwendeten Altpapiers zu treffen. Diese Vorauswahl geht aber immer zu Lasten des Gesamtkreislaufs in der Altpapierwirtschaft, weil diesem dann weiße Qualitäten entzogen werden.

 

Führt die Verwendung von Recyclingpapier zu schlechten Laufeigenschaften, kürzeren Wartungsintervallen und höheren Servicekosten von Geräten?

Bei Problemen mit Kopierern und Druckern lassen sich häufig folgende Reaktionen feststellen: bei weißem Papier ist das Gerät "schuld", bei Recyclingpapier das Papier. Verschiedene Gutachten, u.a. der Stiftung Warentest, sowie Praxiserfahrungen verschiedener Großanwender bestätigen jedoch die hohe Qualität von Recyclingpapieren und die uneingeschränkte Eignung sowohl im Büro als auch in gewerblichen Druckereien. Die FOGRA Forschungsgesellschaft Druck e.V. und die Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) haben umfangreiche technische Tests mit Recyclingpapieren im Vergleich zu Frischfaserpapieren durchgeführt. Recyclingpapiere haben die Tests gleichwertig bestanden. Recyclingpapiere mit dem Blauen Engel bieten die gleiche Lebensdauer von Bürogeräten, gleiche Serviceintervalle und gleiche Wartungskosten (Zertifikat der Xerox GmbH Papier&Zubehör). Sie entwickelten nicht mehr Staub als vergleichbare Frischfaserpapiere - bei einem Vergleich zweier Marken-Frischfaserpapiere mit einem Recyclingpapier von 60er Weiße schnitt das Recyclingpapier sogar besser ab. Bekannte Unternehmen wie der Otto-Versand setzen im Bürobereich seit über einem Jahrzehnt völlig problemlos bis zu 95% Recyclingpapier in ihren Geräten ein.

 

Wie gut ist Recyclingpapier für Tintenstrahl-Drucker geeignet?

Sämtliche Büropapiere mit dem Blauen Engel erfüllen alle Anforderungen für Tintenstrahldrucker. Probleme mit starkem Tintenverlauf bei der Verwendung von Tintenstrahldruckern treten seit Jahren nicht mehr auf, da die Oberflächenleimung der Papiere dies verhindert. Ein höherer Verbrauch von Tinte im Vergleich zu Frischfaserpapier ist nicht nachgewiesen.

 

Ist Recyclingpapier alterungsbeständig?

Recyclingpapiere, die mit dem Blauen Engel zertifiziert sind, entsprechen der DIN 6738 LDK 12-80 und werden nach heutigem Erkenntnisstand bei schonender Behandlung und Lagerung voraussichtlich eine Lebensdauer von einigen hundert Jahren haben. Viele Recyclingpapiere erfüllen sogar die strengeren Auflagen der DIN 6738 LDK 24-85 und sind damit "alterungsbeständig".

 

Was muss ich beim Transport und bei der Lagerung von Recyclingpapier beachten, damit es in Geräten immer gut läuft?

Verpackung erst vor Gebrauch öffnen - mindestens 24 Stunden vor Gebrauch im Kopierraum lagern - extreme Temperaturschwankungen vermeiden - Raumtemperatur 21°C - relative Luftfeuchtigkeit 50 %

 

Kann ich dem Label "Blauer Engel" trauen?

Der "Blaue Engel" kann als sichere Orientierung beim Kauf von Recyclingpapier dienen und wird vom Deutschen Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. (RAL - ehem. "Reichs-Ausschuss für Lieferbedingungen" in der Weimarer Republik) in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt vergeben. Unabhängig davon optimiert die Jury Umweltzeichen die Kriterien zur Vergabe des Blauen Engel turnusmäßig. Unter Beteiligung des Umweltbundesamtes und der Länderumweltministerien schließt der RAL nach Prüfung der eingereichten Unterlagen auf Richtigkeit und Vollständigkeit und evtl. der Ergebnisse von Prüfinstituten den Zeichenbenutzungsvertrag ab. Bei Missbrauch erfolgt eine Abmahnung, bei Verstößen gegen die Vergabegrundlagen kann das Zeichen entzogen werden.

 

Ist Recyclingpapier teurer als Frischfaserpapier?

Recyclingpapiere und Produkte daraus werden im Gegensatz zu Frischfaserprodukten in der Regel weder in Discountern noch zu Sonderpreisen angeboten. Dennoch sind sie im Schnitt nicht teurer als Frischfaserprodukte ähnlicher Qualität. Je nach Rohstoffsituation auf dem Weltmarkt kosten hochwertige Recyclingpapiere 10% bis 20% weniger als vergleichbare Primärfaserqualitäten - oder auch mehr als diese. Von Billigstangeboten an Fischfaserprodukten in Supermärkten oder Discountern sollte man die Finger lassen, da sie Zellstoff aus Raubbau an Urwäldern enthalten können.

 

Gefährdet Recyclingpapier die Gesundheit, weil es Schadstoffe enthält?

Recyclingpapiere sind für die Verpackung trockener Lebensmittel geeignet. Produkte mit dem Blauen Engel entsprechen einem Kriterienkatalog, der umwelt- und gesundheitsrelevante Aspekte berücksichtigt. Eine Gesundheitsgefährdung gilt als ausgeschlossen. Substanzen, die negative Auswirkungen auf die Umwelt oder den Menschen haben könnten, dürfen bei der Herstellung von Hygienepapieren mit dem Siegel "Blauer Engel" nicht verwendet werden. Primärfaserpapiere unterliegen keiner vergleichbaren Beschränkung. Darüber hinaus wird aufgrund hoher Temperaturen bei der Trocknung der Papiere eine weitgehende Entkeimung erreicht. Im übrigen enthält Primärfaserpapier mehr Chemikalien als Recyclingpapier, weil viele der bei der Herstellung verwendeten Chemikalien im Papier verbleiben. Wird dieses (Frischfaser-)Papier recycelt, werden die darin enthaltenen Chemikalien weiter ausgewaschen und verdünnt.

 

Ist chlorfrei gebleichte Primärfaserpapiere nicht schon Umweltschutz genug?

Nein. Trotz erreichter Umweltfortschritte in der Produktion von Primärfasern ist die Recyclingpapierherstellung in allen Bereichen ökologisch überlegen. Der einzige Pluspunkt chlorfrei gebleichter Frischfaser-Papiere besteht darin, dass auf den umweltbelastenden Schritt der Chlorbleiche verzichtet wird. Auch Altpapier wird konsequent ohne Chlor aufbereitet.

 

Gefährdet Recyclingpapier die Forstwirtschaft?

Der vermeintliche Konflikt "Altpapier oder Durchforstungsholz" existiert eigentlich nicht, wie eine Studie des Umweltministeriums Baden-Württemberg von 1995 belegt. Immer wieder wird argumentiert, dass die Forstwirtschaft von einer Verwertung des Holzes zu Papier abhängig sei und dass die Papierproduktion die Wälder sogar schone, da Durchforstungsholz für die Papierherstellung verwendet werde. Fakt ist: Grafisches Papier (z.B. Kopierpapier), das in Deutschland hergestellt bzw. verkauft wird, stammt zum überwiegenden Teil aus importiertem Zellstoff und nicht aus heimischem Durchforstungsholz. Altpapier steht also nicht in direktem Wettbewerb zu heimischem Holz. Tatsächlich ist die Nachfrage nach inländischem Holz seit 1990 rückläufig. Grund dafür sind die hohen Preise der deutschen Forstwirtschaft und die schwache inländische Zellstoffindustrie. Deutschland ist weltweit der drittgrößte Zellstoffimporteur. Deshalb werden verstärkt Industrieresthölzer für die Papierherstellung verwendet oder preiswerte Sulfatzellstoffe aus dem Ausland importiert. Würden die großen Mengen importierten Sulfatzellstoffs auch nur teilweise in Deutschland hergestellt, wäre dies - trotz zunehmendem Papierrecycling - eine reale Absatzmöglichkeit für Durchforstungsholz.

 

Ist die Produktpalette an Recyclingpapieren nicht noch viel zu klein für ein ökologisches Alltagsverhalten?

Ein Blick in die Liste mit dem "Blauem Engel" zeigt: Im Büro, beim Schreiben, in der Schule und im Hygienebedarf gibt es kein Papierprodukt, das nicht auch in Recyclingqualität lieferbar wäre. (Siehe www.initiative-papier.de und www.pro-regenwald.de) Die Ausnahmen bilden Spezialpapiere wie z.B. Thermo- oder Fotopapiere, was nicht heißt, dass nicht auch hier ein Einsatz von Recyclingpapier möglich und wünschenswert wäre.

 

Ist es überhaupt notwendig, den Papierverbrauch zu senken - ist die zukünftige Rohstoffversorgung nicht bereits durch Plantagen gesichert?

Der stetig wachsende weltweite Papierverbauch und der steigende Papierhunger von Schwellenländern wie China, Indien und Indonesien hat schon lange die Kapazitäten bestehender Plantagen überschritten. Immer mehr Naturwald verschwindet in den Papiermühlen. Auf der größten indonesischen Insel Sumatra sind im Jahre 2005 die letzten Tiefland-Regenwälder für den Papierverbrauch der Industrienationen gerodet worden. Allein in Deutschland wird jedes Jahr so viel Papier verbraucht, dass es als A4-Zettel einen Stapel von der Erde bis zum Mond ergeben würde. Für das Anlegen von Papierholz-Plantagen werden ebenfalls weltweit Wälder vernichtet. Dafür werden in vielen Ländern (z.B. Brasilien, Südafrika, Indonesien) Menschen ihrer Landrechte beraubt, unterdrückt, bedroht, verschleppt oder vertrieben. Hinzu kommen massive ökologische Schäden am Oberflächen- und Grundwasserhaushalt und an der Bodenfruchtbarkeit. Die notwendige Lösung zur langfristigen Rohstoffsicherung heißt: Jeder von uns muss seinen Papierverbrauch drastisch senken.

 

Wenn ich Recyclingpapier benutze, muss ich dann mit Papier nicht mehr sparsam umgehen?

Sparsamer Papierverbrauch ist nach wie vor der wichtigste Schritt für ein umweltbewusstes Verhalten. Deutschland gehört zu den größten Papierverbrauchern der Welt. Jeder Bundesbürger verbraucht jährlich 243 kg Papier (Stand 2010). Dabei benötigen 80% der Weltbevölkerung weniger als 30-40 kg Papier pro Jahr und Person. Von dem Urwald, der auf der Erde vor ca. 8.000 Jahren existiert hat, sind heute nur etwa 20% geblieben vor allem in Russland, in Kanada und in Südamerika. In Europa ist der Urwald vollständig verschwunden, abgesehen von einigen Flecken in Schweden und im europäischen Teil Russlands. Auch Recyclingpapier besteht aus Fasern, die in den meisten Fällen ursprünglich aus Bäumen stammten, und auch die Herstellung von Recyclingpapier verbraucht Wasser und Energie. Die Verwendung von Recyclingpapier ist also nicht die Lösung für die Umweltprobleme der Papierproduktion - es schont die Umwelt, aber es schützt sie nicht.