Im Papier steckt viel Wald


Der wichtigste Rohstoff für die Papierherstellung ist Holz, bei Recyclingpapier kommt natürlich Altpapier ins Spiel. Doch nur für wenige Institutionen, Firmen und Privatpersonen ist Recyclingpapier die 1. Wahl. Es wird immer noch zu viel Frischfaserpapier hergestellt und genutzt. Und das geht zu Lasten von Wäldern, Waldbewohnern und Umwelt.

 

Wälder und Arten verschwinden


In jedem Jahr werden weltweit rund 13 Millionen Hektar Wald gerodet. Das heißt, alle 60 Stunden verschwindet Waldfläche von der Größe des Berliner Stadtgebiets. Nicht das gesamte Holz von dieser riesigen Fläche wird dabei zu Papier verarbeitet. Doch immerhin jeder fünfte weltweit gefällte Baum landet in der Zellstoff- oder Papierfabrik. 20% dieser Bäume stammen aus Urwäldern. Plantagen und Wirtschaftswälder decken den restlichen Holzbedarf. Keine gute Alternative: Naturferne Monokulturen führen zu einem messbaren, drastischen Rückgang der Artenvielfalt bei Flora und Fauna und gefährden traditionelle Lebensweisen – rund um den Globus und direkt vor der eigenen Haustür. Unser Papier wächst in Skandinavien, Deutschland, Brasilien, Österreich und zahlreichen anderen Staaten. Die Konsequenzen von Rodungen und industrieller Waldwirtschaft sind überall anders – aber immer tiefgreifend und oft unumkehrbar.

 

Menschliche Lebensräume werden vernichtet


Die Vernichtung großer Waldflächen bedroht nicht nur Pflanzen und Tiere. Auch für Menschen bedeuten die massiven Rodungen den Verlust der Lebensgrundlage. So werden beispielsweise in Brasilien Indigene und Kleinbauern mit massiver Gewalt vertrieben, damit Zellstoffkonzerne großflächige Eukalyptus-Monokulturen anlegen können. Viele bekannte Hygienepapier-Hersteller beziehen ihre Rohstoffe von dort. Und auch in Europa sind Menschen in ihrer Existenz bedroht. Die Ureinwohner Nordeuropas, die Saami, sind mit Ihrer traditionellen Rentierwirtschaft auf die Nutzung ursprünglicher Wälder angewiesen. Durch monotone Wirtschaftswälder, Kahlschläge und von Waldeigentümern juristisch durchgesetzte Nutzungsverbote werden die Lebensbedingungen der nomadisierenden Saami zunehmend schwieriger.

 

Der Weg des Papiers


Nur rund 20% des in Deutschland verbrauchten Papiers wächst in hiesigen Wäldern. Für die restlichen 80% müssen Holz oder Zellstoff importiert werden. Aus Brasilien, Schweden, Finnland, Uruguay, Südwesteuropa oder Kanada, aus Wirtschaftswäldern, riesigen Monokultur-Plantagen oder sogar aus Urwäldern und anderen alten Wäldern mit hohem Schutzwert. Ein blankes, glattes Papier kann Fasern von hundert verschiedenen Bäumen enthalten, die zigtausende Kilometer zurückgelegt haben. In Finnland gehandelte Papierfasern können von Bäumen aus Russlands Urwäldern stammen. Auch deswegen ist es wichtig, sich beim Kauf von Papier an verlässlichen Umweltzeichen zu orientieren.